Der Laie meint ja so leichthin, dass verregnete Sonntage für einen Autoren eine ganz famose Sache wären.
„Ha!“, sagt da der Autor in ihrer leicht überbordenden Fantasie, während er den Regen poetisch auf die Fensterscheiben seines Wintergartens prasseln sieht und einen Füllfederhalter zückt, „Ich spüre schon den feuchten Kuss der Muse auf meiner Nase“. Und dann schreibt er los, schön dick eingemummelt in sein Bärenfell vor dem prasselnden Kaminfeuer und mit einem heißen Rotwein versorgt, oder, wenn er mehr so in Richtung Rosamunde Pilcher tendiert, mit einem Earl Grey aus dem Geschenkekorb, den die inzwischen leider verstorbene Queen ihm vor einigen Jahren zusammen mit dem Ritterschlag per DHL hat zukommen lassen. Dass da die Ideen nur so sprudeln, ergibt sich beinahe wie von selbst.
In Wirklichkeit geht es dem Autoren aber natürlich so wie den Sterblichen auch. Er jammert über das schlechte Wetter, sucht dabei auf seinem Handy nach einer Wetterseite, die ihm bessere Aussichten bietet als das, was er da draußen erblicken muss, und schläft etwa eine halbe Stunde später darüber ein.
Die richtig kreativen Ideen überkommen ihn ohnehin nicht hinter den düsteren Mauern des eigenen Landguts sondern im Gegenteil nur dann, wenn er bei strahlendem, die Laune hebenden Sonnenschein, grüßend die Basekappe lüpfend über die Uferpromenade flanieren kann. Das einzige Dumme daran ist, dass bei diesem Wetter kein vernünftig denkender Mensch und nicht einmal ein Autor seine Zeit mit irgendwelcher Schreiberei vergeudet.
Wann also, fragen Sie sich verwundert, schreibt denn dann der erfolgverwöhnte Autor?
Das kann ich Ihnen genau sagen: Am Vorabend der allerletzten Abgabefrist, so zirka zwischen einundzwanzig und drei Uhr morgens.
Das erklärt dann auch so Einiges.